Le Pic c'est fantastique

Der Pic du Midi ist ein phantastisches Erlebnis – diesem Satz aus dem Beobachtungstagebuch wird jeder zustimmen, der ein paar Nächte und Tage dort oben verbringen durfte. Als absolute Neulinge auf dem "Schiff der Sterne", so der Werbeslogan des Pic du Midi, wurden wir von Andre Rondi von der Association T60 – habe herzlichen Dank für Deine Geduld und Deine ansteckende Begeisterung für den Pic - schon morgens in Empfang genommen und abends in den Gebrauch des 60cm f:3,5 Newtons und der Audine CCD-Kamera eingewiesen. Das T60 wie das Gerät kurz genannt wird, stammt aus den 50er Jahren und wird von einem französischen Club gleichen Namens betreut, gepflegt und weiterentwickelt. Hauptinteressensgebiete sind CCD-Fotografie mit unterschiedlichsten Kameras und Spektrografie mit selbstgebauten Spektrografen.

Das Ziel unserer Mission – so sagt man dort – war weniger anspruchsvoll. Wir wollen eine klassische photometrische Auswertung von CCD-Aufnahmen von offenen Sternhaufen in der Cassiopeia vornehmen. Daraus sollen dann Farben-Helligkeitsdiagramme gewonnen werden, um Entfernung und Alter der Sternhaufen zu berechnen. Es ging also auf dem Pic vornehmlich darum, die notwendigen Aufnahmen im B- und V-Bereich zu machen – was nach ein paar Anfangsproblemen auch gelang.

Die Aussicht mit einem solchen Teleskop beobachten zu können, ist natürlich ein Wunschtraum eines jeden Amateurs. Dies unter einem solchen Himmel – rund 40° Nord, 00° 09' Ost und 2877m Höhe – tun zu können, wird zu einem Erlebnis der besonderen Art. Zudem hatten wir an fünf von sieben Nächten einen fast perfekten Himmel, der in einem Bogen von Westen nach Osten durch den Pyrenäenhauptkamm abgeschirmt ist und nur sehr geringe Lichtverschmutzung aufweist. Nach Norden schützen die diversen Bauten auf dem Pic vor der deutlichen Aufhellung des Himmels durch die südfranzösischen Städte Pau, Tarbes und – etwas weiter entfernt – Toulouse.

Doch auch tagsüber bietet der Pic ein höchst abwechselungsreiches Schauspiel. Das Panorama der Berge wechselt mit dem Lauf der Sonne oder aufsteigenden Wolken ständig seine Gestalt. Berge und Greifvögel von oben zu beobachten – zahlreiche Geier und Milane nutzen die Aufwinde der Täler rund um den durch die Tour de France berühmten Col du Tourmalet – verkehrt alle gewohnten Perspektiven. Jeder Sonnenuntergang hinter einer scharfen Horizontlinie ist ein besonderes, stets neues Ereignis und wir konnten sogar einen Venusuntergang erleben, der durch einen grünen Blitz gekrönt wurde.

Neben den Aufnahmen "unserer" Sternhaufen fanden wir auch Zeit einige Objekt zu fotografieren, die wir aus rein ästhetischen Gründe ausgewählt haben. Sicher haben wir damit nicht die Spitzenleistungen erreicht, die von viel versierteren Amateuren in den Astrozeitschriften zu sehen sind. Wichtig ist uns vielmehr unser eigenes Erlebnis auf dem Pic – eine fantastische Erfahrung unseres Hobby, die wir jedem Amateur nur wünschen können.

Peter Spangenberg


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